Wir haben ein Friends & Family Interview mit unserer Projektpartnerin Maya Rémie geführt. Wer sie ist, was sie macht und wie sie ihren Style gefunden hat, erfahrt ihr jetzt. Danke Maya für deine Zeit und wir freuen uns auf unsere zukünftige Zusammenarbeit!
Sneakerjagers: Maya, wer bist du und was machst du?
Maya: Ich bin ein sehr kreativer Mensch, so dreht sich mein Leben um die Kreativität. Ich arbeite in der Werbe- und Modebranche, mache Foto- und Videoshootings und bin Stylistin. Meine offizielle Berufsbezeichnung ist tatsächlich Senior-Stylist Content Creation. On top ist ein Teil meiner Arbeit Art und Creative Direction. Das bedeutet, dass ich Konzepte schreibe und mir Storys in verschiedene Richtungen ausdenke. Wie bringe ich ein Produkt bestmöglich an den Kunden und erreiche die passende Zielgruppe für Produkte und Marken? Das ist im Großen und Ganzen was ich mache. Mein Leben besteht sozusagen daraus, sich überall Inspiration zu holen und das dann auf die eigenen Art und Weise in Bild und Video umzusetzen.
Ich hole mir immer viel Inspiration von Freunden und meinem direkten Umfeld, aber auch einfach von Leuten, die ich auf der Straße sehe. Da setze ich mich dann entsprechend irgendwo in ein Café oder eine Bar und schaue mir die Leute genauer an. Ich bin einfach gern unterwegs, unterhalte mich super gern mit Leuten, natürlich auch aus der Branche, und dadurch bekomme ich so viel Inspiration für meine eigenen Projekte.
Wusstest du schon immer, dass du einen kreativen Job machen willst?
Ich wusste, dass ich was mit Mode machen wollte. Mode war immer = da will ich arbeiten. Da habe ich richtig, richtig Bock drauf. Es fing schon in der Schule mit 13 oder 14 an, dass ich mich intensiv mit Mode befasst habe, aber da war es gedanklich so unerreichbar, dass man auch wirklich mal in der Modebranche arbeiten könnte. Ich komme aus einer Kleinstadt und da war nicht viel mit 'wir ziehen uns modisch an' und ich hatte auch nicht den typischen Vergleich und die Möglichkeiten, wie viele junge Leute das heute haben. Ich hab mich schon immer etwas anders angezogen, als die anderen, ein bisschen auffälliger. So, dass alle immer gesagt haben, ja, die Maya macht mal was mit Mode, aber wer weiß schon was.
Irgendwie habe ich mich immer damit befasst, aber ich wusste halt nicht was genau ich studieren sollte. Damals dachte ich noch man könne nur Modedesign studieren, weil das das Typischste ist. Im Endeffekt studierte ich Modejournalismus und Medienkommunikation an der Akademie Mode und Design in Düsseldorf.
Das war auf jeden Fall ein ziemlich cooles Studium. Ich konnte mich viel ausprobieren, was die Mode angeht. Aber das ist natürlich ganz normal, dass man so mit 20 rum überlegen muss, in welche Richtung es geht. Ich habe mich schon immer sehr lässig angezogen: viel Jogginghose und in Richtung Bequemlichkeit, aber immer auch ein bisschen chic dabei.
Wie bist du dann zum Styling gekommen?
Währenddessen habe ich gleichzeitig viel in der Fotografie gearbeitet und ein Praktikum bei einem Modefotografen gemacht. Da bin ich bei geblieben und ins Styling gerutscht. Ich wurde einfach ins kalte Wasser geschubst, weil eine Stylistin kurzfristig abgesagt hatte und der Fotograf dann meinte: "Maya, du ziehst dich doch gut an, mach' mal!" Ich war so überfordert, aber im Endeffekt hat es funktioniert und von da an ging es dann relativ schnell vorwärts. Ich musste also relativ schnell Verantwortung übernehmen, hab aber so auch wirklich gute Kontakte geknüpft.
Kurz darauf haben mich auch schon große Kunden gebucht und so habe ich das Styling erstmal freiberuflich neben meinem Studium angefangen und konnte damit auch Geld verdienen. Ich hatte wirklich mega Glück, da ich ja auch privat studiert habe. Meine Mutter unterstützte mich auch extrem, was auf keinen Fall selbstverständlich war. In meiner Familie macht niemand etwas kreatives, außer meiner Oma, die Künstlerin ist, aber sonst hat da keiner wirklich Ahnung von. Mir wurde das ermöglicht, dafür bin ich sehr dankbar.
Da ich Streetwear liebe, habe ich mich natürlich in der Sneakerszene zu Hause gefühlt und das dann entsprechend mit meinem Beruf verknüpft. Da war ich zwar auch schon vorher drin, doch dann habe ich aktiv gearbeitet und Fotoshootings und Videos für Streetwear Marken gemacht. Das mache ich bis heute.
Was macht deinen Style aus?
Weite Silhouetten, ein bis zwei auffällige Farben kombiniert mit schwarz, beige oder grau, viel goldener Schmuck und Tattoos. Ich habe eine Zeit lang fast ausschließlich schwarz getragen, das ist heute immer noch oft so, doch heute kombiniere ich das anders. Früher waren es meistens nur die Schuhe, die bunt waren, da ich wegen der Tattoos nicht noch mehr auffallen wollte. Mittlerweile ist mir das egal und eher ein Gesamtbild, bestehend aus der Kombination meiner Klamotten, den Tattoos und meinem Schmuck.
Natürlich habe ich auch durch die Musik meinen Stil entwickelt. Ich höre sehr viel Hip Hop, das inspiriert mich extrem. Deshalb trage ich auch viel Baggy und kaum enge Hosen, das geht einfach nicht. Generell ist es so, dass ich viele Männerklamotten habe und die meisten Sachen viel zu groß sind. Diese kombiniere ich dann mit engen Tops zum Beispiel, gerne aber auch komplett baggy von oben bis unten. Ich habe auch einfach keine Lust darauf ein ganz normales T-Shirt zu kaufen, das offensichtlich genau meine Größe ist.
Wie ist es in einer Kleinstadt aufzuwachsen?
Heute schauen mich die Leute immer noch ein bisschen schief an, wenn ich in meine Heimat komme und auch meine Mutter wird tatsächlich recht häufig nach mir gefragt. Die Tattoos spielen eine Rolle und wie ich eben schon meinte, ich zieh mich meistens einigermaßen clean an mit auffälligen Schuhen, aber dann sind es auch meistens die auffälligen Silhouetten der Klamotten, eben weil ich so viel oversized trage. Als ich dann weggezogen bin, wurde meine Garderobe bunter. Ich bin ja aber auch schon mit 19 weggezogen, davor habe ich mich noch nicht so getraut, aber da war ich auch noch nicht so geprägt.
Jetzt ist es mir echt egal. Viele Leute von früher aus der Heimat finden es super, dass ich mein Ding mache. Dafür bekomme ich viele Komplimente, das freut mich natürlich. Die meisten meiner früheren Freunde wohnen natürlich auch immer noch da und kommen dort nicht raus, obwohl ich mir vorstellen könnte, dass sie vielleicht auch manchmal das Bedürfnis dazu hätten. Ich hatte immer das Bedürfnis meine Leidenschaft zum Beruf zu machen, also hab ich das einfach gemacht. Andere haben eine andere Leidenschaft, die vielleicht dann anders aussieht natürlich.
Wie war das mit deinen Freunden, warst du da auch der 'Paradiesvogel'?
Ich würde mich gar nicht als Paradiesvogel bezeichnen, sondern als modisch und vielleicht eher eigen und selbstbewusst. Außerdem trage ich eben noch immer viel schwarz, doch einfach ein bisschen auffälliger als andere. Meine Freunde hier sind alle so, dass wir rein optisch schon sehr gut zusammenpassen *lacht. Es stimmt auch nicht, dass jetzt alle sehr bunt sind, sondern sie machen genauso ihr Ding und arbeiten vielleicht ebenfalls in der Mode oder vielleicht auch nicht und interessieren sie sich dann vielleicht für Mode.
Ehrlich gesagt, habe ich kaum noch was mit Leuten aus meiner Heimat zu tun, einfach weil sie ein anderes Leben führen als ich. Aber da sieht man schon den Unterschied zwischen Stadt und Land. Der Stil ist natürlich ein ganz anderer, ob jetzt modisch gesehen, oder eben auf den Lebensstil bezogen. In Düsseldorf, während meines Studiums, war es auch ganz anders als jetzt in Köln, einfach weil der Düsseldorfer-Stil ein anderer ist als hier in Köln.
Würdest du deinen Stil als Kölner Stil bezeichnen?
Nein, aber es passt besser. Und doch, in irgendeiner Weise schon *lacht. Düsseldorfer sind schon eher schicker. Die meisten Mädels tragen, vielleicht ist das auch ein Klischee, aber eher noch Kleidchen und hohe Schuhe und so bin ich nicht. Ich gehe auch gerne schick essen und mach mich gerne schick, aber einfach reduzierter und ein bisschen lässiger. Was nicht heißt, dass ich nicht hohe Schuhe anziehe, aber anders kombiniert. Ich liebe auch Kleider, egal ob schick oder eng, aber dann kombiniere ich sie mit Sneakern und adde nicht nochmal was oben drauf. Zum Beispiel würde ich ein Bodycon-Kleid mit High Top Kicks anziehen oder eben eine lässige, weit geschnittene Hose mit hohen Schuhen. Ich glaub da ist die richtige Mischung das, was mich an der Mode reizt.
Doch wie hast du dann deinen Stil gefunden?
Naja, ich glaube das kam auch, weil ich mich einfach entsprechend viel damit befasst habe, weil es einfach mein Job und mein größtes Interesse ist. Man sucht natürlich immer nach Inspiration.
"Mode heißt auch ganz oft, anders zu sein oder auch einfach mal was zu wagen."
Genau das habe ich auch gemacht. Mein Stil entwickelte sich dann auch erst über die Jahre zu dem, was er heute ist. Ich will auch gar nicht sagen, dass er für immer das bleibt, was er heute ist. Jetzt, zum Zeitpunkt des Interviews, ist es natürlich viel Köln, was ihn dazu macht. Einfach auch, weil ich weiß, ich kann in einer Jogginghose rausgehen und das juckt keinen. Das ist natürlich der Wandel der Zeit. Vor fünf bis zehn Jahren war das einfach noch nicht so, dass Leute gesagt haben, ich kann eine Jogginghose mit einem Blazer kombinieren. Ich glaube, es sind viele Faktoren, die darauf Einfluss haben.
Macht Köln auch als (Mode-)Stadt beruflich für dich Sinn?
Ich war als Kind oft in Köln, weil es nur so 40 Minuten von meiner Heimatstadt weg ist. Der Vibe hat mir immer gefallen, deshalb ist die Stadt meine Wahlheimat. In Bezug auf die modischen Aussichten wäre Berlin vielleicht besser gewesen, oder vielleicht sogar eine Stadt im Ausland. Gleichzeitig ist Streetwear ja immer so ein Ding, die gibt es nämlich überall. Für mich war aber nicht 'Ich geh direkt in die Streetwear', sondern in die Mode und da hätten die Modestädte wie Mailand, London oder Paris womöglich mehr Sinn gemacht. Aber dazu habe ich mich damals nicht bereit gefühlt.
Ich habe es aber einfach nicht gemacht, weil ich immer gelernt habe, erstmal klein zu stapeln und nicht irgendwie direkt das Große zu wollen. Ich bin auch irgendwie ein Schisser, muss ich sagen, was das angeht. Ich glaube ich hatte ein bisschen Angst, alleine weg zu gehen. Köln war also erstmal eine coole Idee, hier habe ich mich extrem wohl gefühlt. Ich habe hier einen Job angefangen, der mir sehr zugesagt hat. Es war eine safe Nummer, doch ich gehe auch mit sehr viel Verstand an solche Dinge ran.
Heute ist es immer noch so. Das heißt nicht, dass ich nicht prinzipiell woanders hinziehen würde, aber wenn man Köln kennt, liebt man Köln. Man wird hier einfach nicht verurteilt. Die Leute schauen schon auch, aber es kommt nicht negativ rüber.
Wie kann man sein eigenes Ding machen in einer Zeit, in der alle das Gleiche auf Instagram tragen und zeigen?
Was da hilft, glaube ich, ist, sich ganz bewusst davon zu distanzieren und sich vielleicht ein Stück weit einzureden, dass man das auch selber kann und nicht großartig die Meinung anderer braucht. Sondern, dass man das anzieht, worin man sich wohl fühlt. Nur so kommt man dann letztendlich auch authentisch rüber.
Ich will mich nicht verkleiden. Das finde ich sehr anstrengend. In meinem Job ist es natürlich so, dass ich den Jungs und Mädels da draußen irgendwie zeige, was gerade die neuesten Trends sind. Doch manchmal komme ich auch in Konflikt mit mir und muss überlegen, welches modische Bild ich vor allem jüngeren vermitteln will.
In jungen Jahren war ich lange nicht so modisch und mutig, wie viele heute, ich sah aus wie ein Idiot früher. Auch, als ich mich schon für Mode interessiert habe. Aber ich glaube das kennen viele von uns, die Zeit hat sich einfach gewandelt.
Wie kannst du den Zwiespalt überwinden, es ist ja immerhin dein Job?
Es ist ein bisschen schwierig zu beantworten. Im Endeffekt ist es so, dass ich das Bestmögliche rausholen will und nicht den typischen Trends nachgehe, sondern sage: 'Ihr müsst jetzt auch einmal ein bisschen was unkonventionelles wagen und nicht immer das, was alle machen'. Auch wenn das dann Mal die Regeln bricht. Früher hätte auch niemand ein Kleid oder eine Anzughose mit einem Sneaker angezogen.
Ich glaube eben, indem man Regeln aufbricht, kann man seinen eigenen Stil finden. Das sollte auch kein stumpfes Kopieren sein und ein 'ich mach die Mädels bei Instagram nach', die halt dann auch schon erwachsen sind und adaptiere das auf mich als 13- oder 14-Jährige. Das macht keinen Sinn. Und ich finde auch, in dem Alter muss man nicht die teuersten Sneaker tragen, absolut nicht. Ich finde es viel sympathischer, wenn man sich eben nicht verkleidet und sich stilbewusst anzieht, auch wenn man gerade nicht das teuerste Outfit an hat.
"Ich finde Instagram sollte man als Inspiration nehmen, aber nicht als Leitfaden, wie man sich heutzutage kleidet."
Momentan ist es ein Leitfaden, absolut. Sonst würden die Mädels gerade nicht alle gleich aussehen. Es funktioniert natürlich auch, aber ich finde es schade, wenn du eine Gruppe Mädels siehst, die sich alle sehr ähnlich kleiden und vielleicht nur den gleichen Schuh in unterschiedlichen Colorways tragen. Das begegnet mir tatsächlich sehr häufig. Ich würde mir wünschen, dass man mehr etwas Eigenes daraus macht. Ich würde mir auch total bescheuert vorkommen, wenn meine Freundinnen so aussehen würden wie ich. Und jeder der sich für Mode interessiert, hat doch das Potenzial, sich selbst zu verwirklichen und einen ganz eigenen Stil zu finden.
Aber warum ist das so?
Na die Marken wollen natürlich Umsatz machen und das macht auch Sinn, alles gut. Sie geben einen gewissen Stil vor, aber es liegt dann an den Kunden, wie es weitergetragen wird. Im besten Fall nimmt man sich das als Inspiration und macht was eigenes draus. Das ist der Knackpunkt und der Moment, wo Mode wirklich anfängt. Dabei geht heute ja auch gleich alles noch online, sowohl der Vergleich, als auch die Inspiration an sich.
So sehr ich das alles schätze, so oft distanziere ich mich auch davon. Für mich findet sehr, sehr viel in der realen Welt statt. Ich habe manchmal zu viel von Instagram, weil ich merke, ich bekomme davon schlechte Laune. Ich bin generell eher ein Mensch, der sehr viel ins Positive umdreht, wenn etwas mal nicht richtig läuft, was völlig normal ist. Wenn man vor einem Problem steht, muss man halt das Positive sehen und das Beste daraus machen. Das ist mit Instagram genau das Gleiche: Wenn man merkt, es zieht mich runter, dann schließe die App oder nutze sie anders, indem ich sie eben als Inspirationsquelle sehe. Kein 'ich kann das nicht', sondern ich mach jetzt mein eigenes Ding draus.
Bleibt gespannt auf den nächsten Teil mit Maya, in dem sie uns mehr über ihren Job als Stylistin und Creative Director verrät. By the way, sie ist selbständige Stylistin und ihr könnt sie gerne für einen Job anschreiben @maya.remie.